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Der tatsächliche Preis

by Carsten Kreilaus. Average Reading Time: about 2 minutes.

Schnäppchenportale, Loyality Programme, Auktionsplattformen, Outlets & Co. boomen. Die Jagd nach dem billigsten Preis ist ‚in‘ und liegt in der Natur des Menschen begründet. Schliesslich sind wir als Jäger und Sammler geboren. Dies alleine stellt auch kein Problem dar, gegen einen guten Rabatt und fairen Preis ist sicher nichts einzuwenden. Hier beginnt das Aber: Was ist ein fairer Preis?

Vom Preis sind einige abhängig, jeder möchte und muss irgendwie am Verkauf mitverdienen. Da sind die Produzenten, ebenso wie die einzelnen Glieder der Produktions- und Lieferkette sowie die Verkäufer. Am Ende der Kette stehen die Zahler, wir die Konsumenten. Im Gegensatz zum Verkäufer, liegt unser Interesse einen möglichst niedrigen Betrag zahlen zu müssen. Das ist solange in Ordnung, wie dieser Preis auf der Produzentenseite noch finanzierbar ist und die gesamte  Wertschöpfungskette respektiert. Sobald dies nicht der Fall ist, schaufeln wir uns unser eigenes Grab. Denn, neben dem innewohnenden Jagdtrieb sind wir Herden- und Gewohnheitstiere. Ergo, je öfter wir dem „Geiz ist geil“- Syndrom verfallen, desto niedriger wird unsere zukünftige Bereitschaft, für das gleiche Produkt den „normalen“ Preis zu zahlen. Wohin führt uns und die Unternehmen dieses Preisdumping, schliesslich wird es einen Umsonstpreis nicht geben. Tatsächlich kostet die Produktion und die Produktqualität etwas und muss am Ende des Tages von uns bezahlt werden. Genau diese Wertschätzung verdrängt allerdings unser eigenhändig geschaffener Teufelskreislauf, der nur eine Richtung kennt: abwärts. Diese Abwärtsspirale zieht weitere Konsequenzen auf der Produktionsseite nach sich. Die Anbieter müssen Kosten einsparen, um unsere Billig-Nachfrage befriedigen zu können. Kein Unternehmen kann sich diese Preisschlacht auf Dauer leisten.

Am Ende des Tages muss verdient werden, um leben zu können, egal ob Unternehmen oder Konsument. Damit zieht die Produktion von Billiglohnland zu Billiglohnland, weite Transportwege sowie Qualitätsabstriche in Kauf nehmend. Umwelt- und Sozialaspekte sind hier nicht kalkulierbar, Hauptsache billig. Einzelne Mitglieder müssen damit eventuell leiden, respektive werden ausgenutzt, um den Gesamtpreis darstellbar zu halten. Oder es wird Personal entlassen oder Einsparungen in der Qualität vorgenommen. Auf irgendeinem Rücken wird es immer ausgetragen. Schuld sind wir Konsumenten selbst, und ich frage mich ernsthaft: ist es das wert? Je mehr wir durch unsere Billig-Nachfrage  diese Preisschlachten unterstützen, desto weniger schätzen wir den tatsächlichen Preis. Ich zahle gerne mehr, mit der Gewissheit auf ein Produkt, welches die Umwelt und Menschen respektiert. Und ja: auch ich habe schon Gutscheine und Schnäppchen gekauft. Wir sind alle keine Heiligen und es ist auch nicht notwendig, komplett auf die Jagd zu verzichten. Verzichten ist ein gutes Stichwort: der bewusste Konsum sollte im Vordergrund stehen, also ruhig auch mal verzichten, das ein oder andere überhaupt zu kaufen. Nicht jede neue Produktgeneration muss gekauft werden, manchmal ist weniger eben doch mehr. Aber dies ist eine andere Geschichte. Der gesunde Mix macht´s. Gegen das ein oder andere Schnäppchen spricht solange nichts, wie uns diese Tatsache bewusst ist und wir ansonsten beim Einkauf durchaus einen angemessenen Preis für die Produkte bezahlen. Welcher dies ist, sollte uns jedes Produkt in seiner Info und Historie verraten müssen. Da fehlt es noch an Transparenz für den Konsumenten!

In diesem meinem Sinne, bis nächsten Sonntag.

6 comments on ‘Der tatsächliche Preis’

  1. Carsten sagt:

    Wie viel würden Sie für diese Tasse Kaffee bezahlen?
    Professor Dr. Hermann Simon weiß es. Und zwar besser als Sie selbst. Sein Forschungsgegenstand ist das Geld, das Sie ausgeben. Was er zu sagen hat, sollten Sie lesen, bevor Sie das nächste Mal einkaufen gehen. VON ULF SCHÖNERT: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/01/zeit-wissen-gespraech-hermann-simon-pricing/komplettansicht

  2. Carsten sagt:

    Im Handelsblatt Online gelesen: Image in Gefahr!
    Ob Ikea in der DDR, Apple in China oder H&M in Bangladesh: alle wollen ihre Produkte noch günstiger herstellen. Dabei verlieren die Konzerne jedoch oft die Kontrolle über die Zulieferer – und riskieren ihr Image.
    http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/ikea-apple-und-co-unter-druck-image-in-gefahr/6583616.html

  3. Carsten sagt:

    Konsumforscher über Nachhaltigkeit. „Die meisten Kunden denken zu wenig“. Ein Gespräch mit Uli Burchardt über die Schizophrenien deutscher Verbraucher. http://www.taz.de/!91410/

  4. Carsten sagt:

    Schon seit über 100 Jahren bekannt und gelernt haben wir immer noch nix:

    Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

    Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

    Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Wenn Sie dies tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres mehr zu bezahlen.

    J.Ruskin 1819-1908

  5. Carsten sagt:

    Theodor Fontane, (30.09.1819 – 20.09.1898)
    Alles im Leben hat seinen Preis; auch die Dinge, von denen man sich einbildet, man kriegt sie geschenkt.

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