Wohin fährt unser liebstes Kind
by Carsten Kreilaus. Average Reading Time: about 3 minutes.
Der Otto-Verbrennungsmotor hat über 125 Jahre auf dem Buckel und wird dieses Mal als Verlierer in die Antriebstechnikgeschichte eingehen. Am Anfang der automobilen Geschichte gab es eine Reihe von unterschiedlichen Antrieben, die miteinander konkurrierten, u.a. den Elektromotor. Wirklich erstaunlich ist der Geschwindigkeitsrekord von 1898, diesen hielt der Franzose Gaston de Chasseloup-Laubat mit 63,14 km/h mit einem Elektroauto. Letztlich hat sich der Otto-Motor von Carl Benz durchgesetzt und kommt damit aktuell zu seinem Triumph. Wer weiß, wie weit wir schon wären, wenn Anfang des 20. Jahrhunderts der Elektromotor das Rennen gemacht hätte! Sicher eine interessante alternative Betrachtung der neuzeitlichen Evolution. Der Verkehrssektor wäre damit nie abhängig von fossiler Energie geworden und vielleicht hätte die fossile Energie somit nie ihren Siegeszug insgesamt angetreten. Die Industrierevolution wäre elektronisch von statten gegangen.
Derzeit redet alle Welt wieder vom Elektroauto und ohne Zweifel wird es kommen. Bei dem derzeitigen Hype kann die Industrie keinen Rückzieher mehr machen. Zwar gibt es weitere alternative Antriebe, bspw. den vom Wasserstoff angetriebenem PKW, aber diese sind weitaus weniger populär. Mal sehen, was die Geschichte in hundert Jahren uns hier lehrt. Einigkeit herrscht über das Muss eines emissionslosen Antriebes. Bei 965 Mio. Autos weltweit ist der emissionslose Antrieb ein wichtiger Schritt, unsere CO2 Probleme in den Griff zu bekommen. Schliesslich ist der Verkehr für rund ein Viertel der Emissionen verantwortlich, davon zu 75% der Straßenverkehr. Und die Autoaufholjagd in Indien, China und anderen Ländern dürfte dieses Problem in der nahen Zukunft noch verschärfen. Mit zunehmendem Wohlstand werden immer mehr Menschen ein Auto fahren wollen und damit immer mehr CO2 ausgestoßen. Der schadstofflose Antrieb für sich alleine greift zu kurz, der ökologisch nachhaltige Gedanke muss vom Anfang bis zum Ende der Produktionskette Einzug halten.
Das Auto selbst muss aus nachhaltigen Produkten und Materialien entstehen, die die menschlichen Bedürfnisse erfüllen, ohne dabei die natürlichen und künstlichen Ressourcen zu erschöpfen, die Belastbarkeit von Ökosystemen zu überschreiten und unsere und zukünftige Generationen ihrer Chancen zu berauben. Anspruch muss es sein, nachhaltige Produktionsverfahren in den Mittelpunkt zu stellen, was weit über eine emissionslose Fahrt hinaus geht. Ein schönes Beispiel, wenn auch Fiktion, ist der Mercedes-Benz BIOME, der als ein Teil des Ökosystems unser Erde konzipiert ist. Sein Material wächst organisch, er stößt reinen Sauerstoff beim Fahren aus und am Ende wird er einfach kompostiert. Schöne Vorstellung, wenn wir uns am BIOME Beispiel die Fabrik der Zukunft eher als Farm vorstellen, wo unsere Autos angepflanzt werden. Sicher ist aber, dass die heutigen Fabriken und die Produktion als solches ökologisch nachhaltig aufgestellt werden müssen, damit am Ende des Lebenszyklus kein weiterer Müll anfällt. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Bei der Produktion eines VW Golfs im Jahre 1994 wurden Schätzungen zufolge 8 Tonnen Erzrückstände, 2 Tonnen Abraum und weitere 250 kg feste Abfälle wie Nickel, Kupfer- und Chromschlacke, Lack-Schlamm, Asche und Sondermüll an nicht verwertbarem Abfall erzeugt. Die Werkstoffe bei der Verschrottung werden zwar zum Teil recycelt, allerdings schwanken diese Anteile von Land zu Land. In Deutschland gilt ab 2015 eine Recycling-Quote von 95%. Früher und in anderen Ländern ist diese nicht so hoch, was dementsprechende Müllberge bedeutet. Um die Jahrtausendwende fielen in Deutschland rund 8 Mio. Tonnen Automobilschrott an. Auch der Energiehunger der Automobilindustrie dürfte riesig sein. Solange also der Produktionsprozess und die Produktionsstätten nicht ebenso emissionslos und umweltfreundlich von statten gehen, werden wir allenfalls einen ersten, richtigen Schritt in den greener-life gehen. Stellen die Automobilhersteller parallel zum Vorantreiben emissionsloser Autos Ihre Produktion um, so kommen wir der völligen Symbiose mit der Natur einen Riesen Schritt näher. Es gibt keinen Zweifel, dass dies unser Ziel sein sollte. Wohl aber an der immensen Überzeugungskraft, kurzfristig eine ökologisch nachhaltige Produktion in der Automobilindustrie zu implementieren.
In diesem meinem Sinne gute Fahrt und bis nächsten Sonntag.
Es waren einmal 60.000 Elektrofahrzeuge in den USA, 40 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens in New York. Vor 100 Jahren hatten wir es schon einmal in der Hand, schauen wir was dieses Mal wird: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/24973/summsumm_statt_brummbrumm.html