Die Zeit und warum der Tod ein Recht aufs Leben hat
by Carsten Kreilaus. Average Reading Time: about 4 minutes.
Die Zeit ist so vieles. Sie ist relativ. Eine Ordnungseinheit für unsere Orientierung. Ein Gradmesser. Doch ergeben wir uns ihr blind, leben wir fremdbestimmt. Die Zeit ist vergänglich, Gegenwart und die Zukunft von uns und unseren Nachkommen. Vor allem ist die Zeit aber eins: nicht fassbar! Was bedeutet die Zeit in unserem Leben?
Orientierung?
Das Leben ist zu einem einzigen Termin mutiert. Wir lassen uns nicht mehr durch den Alltag treiben und befriedigen Notwendigkeiten. Unser tägliches Leben teilt sich in kleine Zeit-Häppchen ein. Wir konsumieren eins nach dem anderen. Nachdem der Wecker unseren natürlichen Schlafrhythmus jäh unterbrochen hat, gehen wir von Morgens bis Abends arbeiten. Durch die Technik sind wir ständig erreichbar. Die suggerierte Verfügbarkeit von jedermann zu jeder Zeit raubt uns wirkliche Lebenszeit. Alles ist durchgetaktet. Die Arbeitszeit verschmilzt mit der Freizeit. Ansonsten? Sport hier, Fortbildung dort, Familie und Freunde dann und wann. Ein Leben in Echtzeit. Alles will sofort erledigt sein. Warten? Keine Zeit. Niemand hat mehr Zeit. Die zeitlose Langeweile verlernen wir, langsam aber sicher. Sogar unsere Kinder nötigen wir zum permanenten Dauerlauf ohne Pause. Das Kindsein verliert sich nicht mehr in der Zeit, gewinnt dafür an Leistung. Gesellschaftlich gesehen ein Muss. Die Uhren ticken heute einfach anders. Ob besser oder schlechter, sei dahingestellt. Dabei stehen alle Zeichen auf eine Weiterentwicklung. Sich eine Auszeit nehmen gewinnt wieder an Bedeutung. Die Eigenzeit erobert sich Stück für Stück ein Stück Lebenszeit zurück. Das Internet hilft uns dabei. Es macht uns unabhängig von der Zeit. Wir sind nicht mehr an Zeiten für unseren Konsum gebunden. Die Tagesschau beginnt zwar immer noch um 20 Uhr, aber die Selbstbestimmten streamen. Konsumiert wird, wenn die eigene Zeit reif ist. Der Alltag verschiebt sich in der Virtualität. Solange wir uns nicht darin verlieren ist alles gut. Die zeitlose Unabhängigkeit können wir für uns nutzen.
Mein Fazit: Selbstbestimmtheit durch Zeitlosigkeit. Damit ist nicht gemeint sich nach keiner Zeit zu richten, sondern die Zeit als Orientierung zu sehen. Sein Selbst nicht von der Zeit dominieren zu lassen, die Kontrolle behalten. Die Zeit ist eine Richtschnur, kein Diktator. Alles ist relativ und Langeweile durchaus gut.
Leben?
Als Kind vergeht die Zeit einfach nicht. Die Tage sind lang, fast endlos. Wir glauben alle Zeit der Welt zu haben. In der Jugend scheint einem alles zu gelingen und irgendwie passt zeitmäßig alles unter einen Hut. Mit zunehmendem Alter vergeht die Zeit gefühlt schneller. Im Januar schmiedet man noch Pläne, was nicht alles dieses Jahr ansteht und endlich erledigt wird. Kaum ausgesprochen, befindet man sich in der Weihnachtsvorbereitung. Das sich das Zeit-Karussell schneller zu drehen scheint, ist Hormon bedingt. Das ist zu akzeptieren. Heute lese ich zu oft, dass niemand und in keiner Lebensphase mehr Zeit hat. Das finde ich sehr schade. Zeit zu haben ist wahrer Luxus. Wir lernen mit den Jahren unsere Zeit und die Verbleibende zu schätzen. Der Vorteil am Älterwerden ist der Genuss. In der Zwischenzeit leben wir zu wenig im Jetzt, ignorieren die Vergangenheit und denken die ganze Zeit an die Zukunft. Kein guter Ausgangspunkt um das Leben zu genießen. Gott sei Dank werden wir mit jedem Tag gelassener, ertragen, können besser und besser genießen. Kommt Zeit, kommt Rat. Nur sollten wir daran so früh wie möglich denken, bevor es zu spät ist. Was nützt uns das Leben, wenn wir daran keinen Gefallen finden. Wenn wir tun, was wir nicht mögen. Das gilt im Privaten, wie im Beruf. Vor allem mit der Arbeit verbringen wir sehr viel Zeit, da sollten wir unsere Berufung leben. Es wird Zeit.
Mein Fazit: Am Anfang und Ende leben wir ohne Zeit. Und das ausgesprochen gut. In der Zwischenzeit sollten wir uns der wertvollen Zeit bewußt sein. Zu keiner Zeit sollten wir uns verbiegen, uns selbst immer treu sein. Vor allem unsere Zeit nutzen, schätzen und genießen, denn: jede Entscheidung beeinflusst unsere zukünftige Zeit.
Ewigkeit?
Die ganze Zeit denken wir an unsere Endlichkeit. Denken daran wie schön es wäre unsterblich zu sein. Keine Vergänglichkeit. Die Zeit ist ewig. Und ewig grüßt das Murmeltier. Routine, immer und immer wieder. Kein Ende des vorgegebenen Lebens. In unser gehassten Vergänglichkeit liegt das Leben. Ja, was wäre wenn wir die Vergangenheit ändern könnten? Wie langweilig, unser Fehltritte im Glauben der Perfektion auslöschen. Weit gefehlt. Unsere Fehler sind ein Teil von uns. Sie lassen uns wachsen, stärken uns. Das Leben ist ein Auf und Ab, Ying und Yang, in guten wie in schlechten Zeiten. So ist es, das Leben. Das ist es, was uns ausmacht. Was uns erfüllt. Die Summe eigener Erfahrungen bildet unsere Seele. Die Ewigkeit ist der Stillstand. Eine Nulllinie. Kein Leben. Das Leben ist wahrhaftiger. Das Leben ist Abenteuer, Risiko und Gestaltungswille. Das Leben ist, was wir für uns daraus machen. Die Zeit können wir nicht zurückspulen. Daher tragen wir gegenüber zukünftigen Generationen Verantwortung. Wir müssen uns im Jetzt so verhalten. Unsere Zeit gilt es nachhaltig zu nutzen, rechtzeitig.
Mein Fazit: Keine Zeit verlieren. Andy Warhol hat es schön auf den Punkt gebracht: „Man behauptet immer, die Zeit verändere die Welt, aber in Wahrheit musst du sie selbst ändern.“ Das Leben ist Erfüllung, lassen wir es zu. Die Zeit zu leben, das braucht Zeit. Die Zeit ist begrenzt. Ergo: Der Tod hat auch ein Recht aufs Leben.
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