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Sind Gewerkschaften noch zeitgemäß oder die Dinosaurier von morgen?

by Carsten Kreilaus. Average Reading Time: about 4 minutes.

Mal wieder beglücken uns derzeit die Gewerkschaften mit Streiks. Dieses Mal die GDL mit ihren Warnstreiks im Bahnverkehr. Die Verhandlungen stecken wohl gerade in der Sackgasse, wie ich der Tagespresse entnehme. Die Streikenden wollen mehr Lohn, der Arbeitgeber unterbreitet ein Angebot, was für die Gewerkschaft nicht akzeptabel ist und die Belämmerten sind die Fahrgäste, die entweder auf den Zug angewiesen sind oder der Umwelt zuliebe diesen als Fortbewegungsmittel nutzen. So ein Streik muss aus Gewerkschaftssicht schon richtig weh tun, schliesslich möchte man bei den Verhandlungen einen Trumpf im Ärmel haben und ausspielen. Was ist da besser als stinksaure Kunden! Klar und menschlich verständlich, dass auf allen Seiten die Gemüter hochkochen und Frust geschoben wird! Mich beschäftigen hierzu aber ganz andere Fragen. Ist ein Streik heutzutage überhaupt noch notwendig, sind die Gewerkschaften noch zeitgemäß und warum müssen immer wir Kunden drunter leiden? Aber eins nach dem anderen.

Ich für meinen Teil fühle mich jedes Mal bei einem Streik entmündigt. Warum soll ich bezahlen, wo andere ein Problem miteinander haben. Wir werden noch nicht einmal gefragt, schlimmer noch, wir sind auch noch deren Druckmittel. Liebe Gewerkschaftsführer: wenn Ihr uns hierzu mißbrauchen wollt, dann wäre es anständig zu fragen, mit uns Kunden zu reden. Hier finge das Menscheln an und ist eins der Grundprinzipien des menschlichen Miteinanders. Reden, Leute, wie Erwachsene miteinander reden. Setzt euch an einen Tisch und redet miteinander, bis ihr eine Einigung erzielt. Was macht ihr? Quark mit Soße. Aus der Presse herauszulesen ist immer wieder, dass eine Partei die Verhandlungen abbricht, weil die anderen ach so unfair sind. Eingeschnappt sein hilft niemandem, ein bißchen mehr Selbstlosigkeit wäre hilfreich und angebracht, andere Meinungen zu respektieren. Eine Nootka (Indianer) hat dies auf den Punkt gebracht: „Es gibt mehr als eine Straße, die zum Leben nach dem Leben führt, es gibt mehr als eine Art zu lieben, es gibt mehr als einen Weg, die andere Hälfte seines Selbst in einem anderen Menschen zu finden, es gibt mehr als eine Art, den Feind zu bekämpfen.“ Haltet uns Kunden aus eurem Streit raus. Wenn ihr Öffentlichkeit wollt, veranstaltet einen virtuellen Streik. Das Internet ist die Basisdemokratie schlechthin und dank sozialer Netzwerke doch hervorragend geeignet, Stellung zu beziehen und zum Mitmachen zu animieren, wofür und wogegen auch immer. Mittlerweile ist doch im und durchs Netz alles möglich. Minister stolpern, Assange und Wikileaks wird von Steven Spielberg verfilmt, die arabische Welt steht Kopf. Der entscheidende Vorteil für uns: Da können wir wenigstens selbst entscheiden, ob wir „Gefällt mir“ klicken.

Gewerkschaften hatten sicher ihre absolute Berechtigung in den Zeiten der Industrialisierung. Die Arbeiter von damals brauchten Fürsprecher und vor allem Durchsetzer ihrer Rechte. Die Unternehmen haben zu sehr auf Kosten der Arbeiter gewirtschaftet. Von daher stelle ich den Gewerkschaften für die Vergangenheit gerne einen Berechtigungsschein aus. Die Welt dreht und entwickelt sich aber weiter. Das sollte man auch für die Gewerkschaften annehmen und ich möchte hier keiner Unrecht tun, da mir der Blick in ihr Inneres fehlt. Ich finde nur die Zeiten haben sich seit der Industrialisierung grundlegend verändert und in der Taktik der Gewerkschaften ist – subjektiv betrachtet – alles beim Alten geblieben. Ein Streik ist ein Streik ist ein Streik. Ich bin ein großer Freund vom partizipativem Management, soll heißen arbeiten unter demokratischen Bedingungen, mit Freiheitsgraden, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, mit Respekt und Integrität. Das ist es was ein heutiges Unternehmen braucht. Sicher sind wir noch nicht hier angelangt, allenfalls sind erste Anzeichen für eine Entwicklung dorthin zu beobachten und der Weg wird beschwerlich genug, da Menschen immer Veränderung scheuen und festhalten am Status Quo. Lohnend ist der Weg allerdings, und wer mich einen Träumer nennt, der hat Recht, und dem kann ich nur  die Worte von Smohalla entgegenbringen: „Menschen, die nur arbeiten haben keine Zeit zum Träumen. Nur wer träumt, gelangt zur Weisheit.“ Einmal beim partizipativen- oder Management by Respect – wie ich es bezeichne – angekommen, bin ich überzeugt davon, dass es weder Gewerkschaften, noch Betriebsräte braucht. Bis dahin sollten diese sich wenigstens wie normale Menschen verhalten. Das gilt übrigens auch für die Unternehmen.

Einen sehr interessanten Untersuchungspunkt sehe ich hier: Wann war der Wendepunkt, wo der Nutzen niedriger ausgefallen ist, als der von den Gewerkschaften angerichtete volkswirtschaftliche Schaden? Dies halte ich für ein spannendes und lohnendes Thema für eine Doktorarbeit. Wäre doch was für Herrn Guttenberg. Er verfügt doch jetzt wieder über mehr Freizeit und dank fehlender copy & paste Möglichkeiten könnte er sich seinen Doktortitel zurückholen. Auf geht´s!

In diesem meinem Sinne, bis nächsten Sonntag und euch allen weiterhin gute Fahrt.

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