Nach mir die Sinnflut
by Carsten Kreilaus. Average Reading Time: about 2 minutes.
Es ist schon lustig zu beobachten, wie Politik funktioniert, aber auch allgemein unsere Gesellschaft reagiert. Kaum passiert ein massenbewegendes Ereignis wie in Japan, verändert sich die Stimmung im Land grundlegend und Politiker jeder Coleur greifen dieses Thema dankbar auf, um bei den Wählern zu punkten. Ist dies Kalkül zur Wiederwahl oder ernsthafter Meinungswechsel, dessen bin ich mir nicht so sicher. Ökostrom war bisher ein Thema einzelner und plötzlich die Bewegung schlechthin. Seit Fukushima steigt die Mehrheit beim Anbieterwechsel auf Ökostrom um, Kernkraft ist out. Nicht das hier einer meint ich wäre für die Atomkraft, im Gegenteil. Ich wundere mich nur über den plötzlichen und schnellen Wandel, begrüße diesen. Zäh wie Kaugummi war doch der bisherige Ökowandel und erst in den letzten Jahren überhaupt in Mode gekommen. Jetzt aber findet der Atomausstieg in der Politik eine Lobby und wenig Widerstand. Sogar die Opposition – per definitionem doch gegen die Regierungsentscheidungen – ist gleicher Meinung. Logisch der Wähler ist dafür, das wäre doch schlecht für die nächste Wahl und was Gemeingut ist, kann schliesslich die Opposition nicht verleugnen. Ein weiteres Beispiel: nach 9/11 stieg die Zahlungsmoral in Amerika um glatte 2% und ist bis heute konstant geblieben. Die Terrorakt hat offensichtlich die Menschen bei Ihrer Moral gepackt und hier ein ehrlicheres Handeln bewirkt. Gut so.
Die Menschen scheinen also immer erst zu lernen, wenn etwas grundlegendes passiert. Das erstaunt und verwundert mich zugleich. Was unterscheidet uns da noch vom instinktiven Verhalten der Tiere? Ich habe gemeint der Mensch ist ein Vernunftwesen und als solches fähig über sein Handeln und die Konsequenz nachzudenken. Weit gefehlt! Nach mir die Sinnflut scheint das heutige Motto vieler zu sein, punktuell angetrieben durch einschneidende Ereignisse. Die staatliche und elterliche Bemutterung hat uns zu sehr entmündigt vom eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Handeln. Gemacht wird, was der Konsens vorgibt. Aber: Aktion statt Reaktion ist gefragt, immer mit Blick auf den Respekt vor Mensch und Natur. 2011 ist das Jahr des Waldes, vielleicht können wir 2012 zum Jahr der zukünftigen Generationen deklarieren, um zu Diskussionen und Nachdenklichkeit zu motivieren und damit ein Umdenken für Morgen zu erreichen. Bleibt zu wünschen, dass nicht weitere schlimme Ereignisse eintreffen müssen um die Menschen zu besseren zu bewegen. Lasst uns doch Dinge einmal so anpacken, um mehr Offenheit, Ehrlichkeit, Gleichwertigkeit und ökologischem Wandel in dieser unser Welt zu schaffen.
In diesem meinem Sinne, bis nächsten Sonntag.
Beachtenswerter Post.Habe ein paar tolle Gedankenanstoesse bekommen. Freue mich schon auf neue Posts zum Thema.
Guter neuer Post! Ich werde da nochmal versuchen mehr zu erfahren!
Wir denken halt längst in dieser Verwertungslogik des Neoliberalismus. Da kommt man nicht so leicht raus und ein wenig Atomkraft, die unseren Wohlstand sichern soll, sieht plötzlich wie eine richtig gute Idee aus – bis etwas in die Luft fliegt. Dann haut nämlich wirklich unser Instinkt rein und reißt uns aus unserer ideologischen Verblendung. Selbst denken und eben agieren, setzt aber mehr voraus als eine Krise nach der anderen anzugehen, man muss sich zuerst fragen, wo die Krisen, die Probleme der Moderne herkommen.