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Ich bin ein Smartphone

by Carsten Kreilaus. Average Reading Time: about 9 minutes.

Das Smartphone ist zu einem ständigen Begleiter geworden. Wir konsumieren Musik, Videos, Bücher. Wir kommunizieren via Facebook, Twitter, Telefon, What´s App, Skype mit unseren Freunden, oft zu den unpassendsten Zeiten. Das Smartphone ist ein Aufmerksamkeitsfresser. Nützlich ist es, ohne Frage. Wir nutzen es nur falsch, das Smartphone ist noch nicht wirklich smart. Dabei hat es das Potenzial zum echten Alleskönner. Wohl deshalb wird es oft mit dem Schweizer Taschenmesser verglichen. Die zukünftigen Smartphones werden zur Schaltzentrale des Lebens, die zunehmend mit unserem Ich vernetzt sind.

Noch ist das Smartphone mehr Entertainment als selbstverständlicher Teil unseres Ichs. Die Handhabung ist umständlich. Die Anwendungen vernetzten das Leben nicht wirklich, weil die Dinge unseres Lebens nicht vernetzt sind. Noch nicht. Am Internet der Dinge wird mit Hochdruck gearbeitet. Die Eingabe erfolgt umständlich über eine Mini-Tastatur und Benutzung des Touchscreen. Die Batteriezeiten sind eine Katastrophe und das Smartphone hängt spätestens jeden Abend an der Steckdose. Vom vielen Telefonieren bekommen wir einen Handy-Arm. Das Handy die ganze Zeit ans Ohr zu halten ist einfach keine natürliche Haltung. Ich bin ein SmartphoneUm dies zu umgehen benutzen einige Kopfhörer. Ist zwar bequemer, aber ein Zusatzgerät. Für bestimmte Anwendungen oder dem Komfort zuliebe ein zusätzliches Gerät zu nutzen, hat mich persönlich immer gestört. Derzeit lese ich Bücher oder Zeitschriften und News lieber auf dem Tablet. Der Bildschirm der Smartphones ist mir zu klein. Allerdings bedeutet dies immer ein zweites Gerät mit mir herum zuschleppen, plus den eventuellen Kopfhörer. Zu Hause steht dann noch der Desktop. Wofür? Das ist wie früher, wo wir für Fernseher, Settop-Box, DvD-Player, Musikanlage jeweils eine Fernbedienung hatten. Unnötig kompliziert. Und eine echte Geräteverschwendung obendrein. Dank Universalfernbedienung können wir das umgehen. Okay, die sind meistens furchtbar hässlich und nicht gerade intuitiv zu bedienen. Dafür sparen wir uns Gerätschaften. Die Zukunft ist integrativ. Das bedeutet nicht nur Ein-Smartphone-für-Alles, sondern auch die direkte Schnittstelle zu uns. Die Eingabe erfolgt via Sprache und die Ausgabe hängt vom Zweck ab. Dabei ist die Sprache nicht laut ausgesprochen, eher das Gedachte. Aber dazu später mehr. Das Smartphone wird zur Universalfernbedienung: für die Technik und unsere Aktivitäten. Es lernt ständig von uns und greift auf das gesamte Wissen aus dem Internet bei Bedarf zurück, wendet dieses für uns an. Es kapiert dieses für uns, damit kapieren wir und wissen nicht nur. Wir alle werden zu Architekten, Kaufleuten, Ärzten, Ingenieuren,… zu Wissenden. Die Spezialisten benötigen wir trotzdem noch, für die kreative Umsetzung des Wissens.

Zuhause
Das Smartphone ist direkt mit unserem Haus, mit unser Wohnung und allen technischen Geräten verbunden, sofern es diese nicht schon subsumiert hat. Damit übernimmt es die komplette Steuerung der Haustechnik. Egal ob intelligente Reglung der Heizung, Überwachung von Kühlschrank und Waschmaschine, Bedienung der Haustür, Rollläden und Licht, das Smartphone regelt es. Wenn es dunkel ist, schaltet es selbst das Licht an und wieder aus, wenn wir den Raum verlassen. Die Musik folgt uns beim Gang durch die Zimmer. Wenn der Kühlschrank ein Mangel an Lebensmitteln meldet, erledigt das Gerät die Einkäufe über entsprechende Nachbestellung via Internet. Die Musikanlage, TV und Computer sind ersetzt worden. Das Smartphone ist TV, Computer und Musikanlage in einem. Die Ausgabe erfolgt kabellos. Die Musik wird über Boxen in der Wand ausgespielt. TV schauen wir wie in einem Holodeck sitzend an. Mitten drin, statt nur dabei ist zur TV-Wahrheit geworden. Die Wand ist nicht nur Box, sondern gleichzeitig der 360 Grad Bildschirm. Das Smartphone ist unser Computer und erledigt dessen bisher gewohnte Aufgaben problemlos. Dokumente werden diktiert und auf Zuruf an den entsprechenden Empfänger versendet. Auch visuelle Umsetzungen erledigen die Assistenten auf Zuruf. Kenntnisse von Grafikprogrammen sind nicht mehr notwendig. Auch Videos lassen sich bequem in Heimarbeit erstellen und haben heutige Spielfilmqualität. Das Batterieproblem hat sich erledigt. Induktion ist das Zauberwort. Angefangen mit der Elektro-Mobilität wurde die gesamte Infrastruktur umgebaut. Damit ist unser Wohnung selbst, die Straßen und viele Orte an denen wir uns bewegen zur Ladestation geworden. Ganz ohne Steckdosen. Was die Cloud für die digitale Datenspeicherung ist, ist die Induktion für unsere Elektrogeräte. Damit verfügt unser Smartphone immer und überall genauso viel Strom, wie notwendig. Bedarfsgerecht halt. Wir müssen nicht mehr ständig den Batteriestand kontrollieren, der Saft geht nicht aus. Die Arbeitswelt hat sich durch das Internet geändert, durch die neue Generation von Smartphones wird sich diese noch weiter umkrempeln. Das Büro ist wo wir sind.

Arbeit und Bildung
Wenn wir ins Büro gehen, dann ist unser Smartphone die Identifikation für den Zutritt. An einem freien Platz setzen wir uns und sind direkt Online. Das Smartphone hat sich bereits beim Zutritt mit der Firmen-Cloud aktualisiert, verbunden ist es ohnehin die ganze Zeit. Schläft aber. Am gewählten Arbeitsplatz sind damit alle relevanten Informationen automatisch verfügbar. Der Schreibtisch ist nichts weiter als Bildschirm-Inhaber und Stromgeber. Die eigentliche Rechenleistung vollbringt unser Smartphone. So können wir unsere Aufgaben erledigen und mit den Kollegen kommunizieren. Über die Büro-Cloud ist unser Alleskönner ständig in Verbindung mit dem Zentralspeicher, wo alle Firmendaten zusammenlaufen. Unser Gerät gibt uns – wenn nötig – ein Update mit den für unseren Job notwendigen Informationen. Big Data ist kein Big Thema mehr, sondern handhabbare Normalität. Gewünschte Daten werden in der Cloud via Sprachaufforderung identifiziert, verarbeitet und visualisiert. Die Arbeitsweise hat sich komplett verändert. Eine Präsenz ist die Ausnahme, nicht die Regel. Wir arbeiten von wo auch immer, oft von zu Hause. Dies gilt auch für die Bildung. Das Präsenzstudium hat ausgedient. Die Lehrjahre finden in der Praxis statt, schließlich geht es um die Anwendung. Das Wissen ist eh abrufbar und über das Smartphone verarbeitet und kapiert. Gerlernt wird online. Dies geschieht zu Beginn der beruflichen Laufbahn in kompakten Online-Seminaren, dann ständig und Zwischendurch. Konsumiert wird die Bildung wie ein grafisch hochwertiges Adventure Game, visuell aufbereitet, spielerisch und sehr unterhaltsam weitergegeben. Zurück ins Büro. Eine Firma besteht aus einem Kernteam. Die anstehenden Projekte werden durch virtuelle Projektteams abgearbeitet. Spezialisten finden sich für eine Aufgabe zusammen und gehen nach Abschluss wieder auseinander. Die eine Arbeit gibt es nicht mehr. Das macht es abwechslungsreich und spannend. Mobilisiert und motiviert werden diese Teams von einem Sozial-Architekten aus dem Kernteam. Manager sind ausgestorben, Hierarchie getriebene Verwalter der Vergangenheit. Die ehemaligen Konsumenten werden zu Mitproduzenten, Anteilseignern, Markenbotschaftern, Produktspezialisten, Ideengebern, Mitarbeitern, Verkäufern und Käufern. Die Partizipation auf allen Ebenen wird großgeschrieben. Der Konsum hat sich dadurch gewaltig verändert.

Shopping
Die Einkäufe erledigen wir Online. Unser Smartphone ist der ideale persönliche Shopping-Assistent. Er kennt unseren Geschmack, unsere Vorlieben, ist gefüttert mit unseren Größen, unserem Wissen. Zudem kennt es die Inhalte des Kühlschrankes, unsere Vorräte und unseren Besitz. Heute morgen haben wir ihm noch mitgeteilt, was wir kochen wollen. Dank Zugriff aufs Internet hat unser Smartphone das entsprechende Rezept recherchiert und eine Bestellung für die Lieferung abgegeben. Diese sollte da sein, sobald wir zu Hause eintreffen. Bald wird es Frühling und der Sommer naht. Eine neue Badehose sollte her plus ein entsprechendes Strand-Outfit. Gesagt, getan. Das Smartphone präsentiert uns seine Auswahl und nach unser Bestätigung werden diese eingekauft. Auch der neue Laufdress und Jogging-Schuhe werden geordert. Unser Laufgewohnheiten, die tatsächlichen Strecken und km pro Woche, Laufrythmus und -Stil, sowie unsere Physiognomie vorher an einen Spezialisten übermittelt. Dieser sucht passende Laufschuhe und mögliche Outfits entsprechend aus. Nach unser Wahl wird der Kauf getätigt. Die Bezahlung übernimmt ebenfalls unser Smartphone, der direkt mit unserer Bankverbindung in Kontakt steht. Diesen Monat ist das neue Lauf-Outfit nicht mehr drin. Das Smartphone empfiehlt dringend zum Kauf zu einem flüssigeren Zeitpunkt. Die Liquidität hat es voll im Griff. Banken sind zu reinen Abwicklern verkommen. Der Kundenkontakt liegt bei Personal Finance Online-Plattformen, die sämtliche private Finanztransaktionen sowie die Finanzplanung übersichtlich und spielerisch über unser Smartphone darstellen. Auch Kredit- und EC-Karten sind Geschichte. Shopping erledigen wir in den Pausen unterwegs und immer mehr Bedarfsorientiert. Nicht nur die mangelnde Liquidität wird bemängelt, auch von der zweiten Digitalkamera rät es ab. Fotos schiesst… ja unser Smartphone und teilt diese gerne wenn wir Unterwegs sind.

Unterwegs
Telefonieren werden wir weiterhin mit unserem Smartphone. Allerdings müssen wir uns weder einen Kopfhörer dazu aufsetzen, noch das Endgerät ans Ohr halten. Wenn das Telefon klingelt, sagen wir ihm einfach, dass wir dran gehen und schon beginnt das Gespräch. Die Leute um uns herum bekommen vom Gespräch gar nichts mit, denn das Gesagte ist das Gedachte. Die Gespräche finden im Kopf statt. Eine wunderbare Stille. Das Smartphone ist auf unsere biometrischen Daten geeicht und direkt mit uns verbunden, der alleinige Zugang und Nutzung damit gesichert. Zugang verschafft uns das Smartphone auch zum Auto, egal ob CarSharing, Nachbarschafts- oder eigenes Auto. Es dient als Schlüssel zum Öffnen, Starten, für die evtl. Abrechnung, ist das zentrale Bedienelement für die gesamte Autotechnik. Unsere üblichen Strecken kennt das Gerät ohnehin und navigiert uns auf dem ökonomisch und ökologisch sinnvollsten Weg ans Ziel. Wenn wir wollen, im Autopilot. Unterwegs kann uns gesundheitlich einiges passieren, das hat sich nicht geändert. Durch die Vernetzung ist der Arzt aber immer anwesend, zumindest schnell vor Ort.

Gesundheit
Das Smartphone überwacht ständig unsere Vitalfunktionen, auch im Schlaf. Noch bevor das Herz aussetzt, erkennt das Smartphone die Anzeichen und verständigt den Notarzt. Schließlich zählt jede Sekunde. Das Smartphone der Zukunft registriert sämtliche gesundheitliche Veränderungen in unserem Körper. Sollten wir krank werden, informiert es uns und empfiehlt Gegenmaßnahmen. Das Smartphone ermöglicht die Medikation im gewünschten Einnahmerythmus, übernimmt die Kontrolle und selbstständig die Verabreichung der ärztlich verschriebenen Dosis. Sollte uns das Medikament ausgehen, bestellt es eigenständig beim Arzt die neue Ration. Das entsprechende Rezept geht an die Versandapotheke und wird uns kurz darauf zugestellt. Somit ist in den meisten aller Fälle der Gang zum Arzt oder in die Apotheke überflüssig. Nur die stationäre Behandlung nach einem Unfall oder die OP kann das Smartphone nicht ersetzen. Aber: zumindestens der Krankenwagen wird für die Fahrt ins Krankenhaus geholt. Der eintreffende Arzt bekommt vor Ort sämtliche Daten direkt auf sein Smartphone gespielt, auch unsere Krankengeschichte zu evtl. Unverträglichkeiten, früheren Operationen, einzunehmenden Medikamenten. Alles was in diesem Moment Relevanz für die Behandlung hat.

Damit ist das Smartphone der Zukunft noch mehr ständiger Begleiter. Allerdings auch so intelligent, das wir nicht immer drauf schauen müssen. Viele der täglichen Aufgaben erledigt das Gerät von selbst und ohne unser Zutun im Hintergrund. Insofern machen wir uns nicht weiter abhängig, sondern gewinnen mehr Zeit für das wirkliche Leben, für die echte Interaktion mit Menschen. Das Smartphone steigert die Lebensqualität, ist endlich smart und mehr als ein Phone. Wie es aussieht? Mit den aktuellen Modellen hat es nichts mehr gemein. Es ist ein einfaches Armband, welches wir permanent am Handgelenk tragen. Ist schliesslich ein Teil von uns. Damit wird es Zeit einen neuen Namen zu finden! Mein Name für die künftigen Smartphones ist schnell gefunden, da es zu unser Lebens-Schaltzentrale wird, das Ich sich mit dem Smartphone vernetzt und mit ihm verschmilzt und ich ein Apple-Fan bin: iHub!

2 comments on ‘Ich bin ein Smartphone’

  1. Carsten sagt:

    „Gerade waren Smartphones noch nützliche Werkzeuge mit jeder Menge Apps. Mit Facebook Home werden die Mobilgeräte jetzt endgültig zur Erweiterung des digitalen Ich. Die App ist mehr als nur eine neue Oberfläche – sie ist der erste Schritt zum Socialphone“, via Sascha Lobo bei S.P.O.N,: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/s-p-o-n-die-mensch-maschine-a-893289.html

  2. Carsten sagt:

    Der Computer am Handgelenk via Zeit Online am 08.01.13: http://www.zeit.de/digital/mobil/2013-01/smartwatch-wearable-computer

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